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Frisch auftoupiert: die Fünfziger.

Audrey hat’s getan, Marylin sowieso. Angelina jetzt auch. Und bei dem ganzen Rest der weiblichen Welt ist es auch nur noch eine Frage der Zeit – bis zur neuen alten Eleganz. Ja, frau gibt jetzt wieder das Weibchen, und was soll ich sagen: Ich liebe es! Das ist Mode wie rosa Baiser. Wie ein Vanillekipferl. Ein Sahnebonbon! Zuckrig süß, zartschmelzend und unglaublich üppig. Und das Beste: Angesichts der neuen Drallheit und betonter Rundungen hat auch das frisch erworbene (Weihnachts-)Hüftgold endlich seinen Sinn!

Nach den Siebzigern (Schlaghosen!) und den Achtzigern (Schulterpolster!) haben die Modedesigner nun also die Fünfziger wiederentdeckt: Hausfrau statt Businesswoman, Lady statt Vamp! Endlich dürfen uns die Männer wieder retten. Oder wenigstens in den Mantel helfen und die Wagentür öffnen. Und was auch immer Alice zu dieser Modeströmung meint: Wir Frauen geben im nächsten Sommer das Heimchen. Und kleiden uns zu Schmollmund und Augenaufschlag wie für den Nachmittagstee mit Schwiegermama: schwingender Rock, tailliertes Oberteil, schmaler Gürtel – Spitz-BHs und Miederhöschen inklusive, denn auch Figur plus will sitzen.

Betuchlich ist also das neue Sexy. Und angezogen das aktuelle Angesagt.

Zur Dekoration des Altbekannten gibt es natürlich auch ein paar frische Elemente: Karo zu Blümchen. Gewagte Spitze, fluffige Fransen. Hier ein aufgesetztes Schleifchen, dort die auffällige Rüsche. Und am Knöchel noch ein schräges Tattoo. Dazu viel Bein, viel Busen – man will die neue Bravheit ja nicht gleich übertreiben.

Während ich das Modebonbon noch genieße und langsam zerschmelze, kommen mir plötzlich politisch unkorrekte Gedanken: Könnten sich unsere Designer nicht doch mal was richtig Neues ausdenken – anstatt Mutters Petticoats frisch aufzubügeln, Bleistiftabsätze neu anzuspitzen und bei Modeschauen Peter Kraus aufzulegen? Wo ist sie, die Mode des dritten Jahrtausends? Doch nur olle Kamellen – statt süßem Baiser?

Ich geh für den nächsten Modesommer dann doch lieber woanders gucken und anders shoppen. Wähle Neues. Statt der Neuauflage. Schließlich mag ich auch meinen Kaffee nicht lauwarm und abgestanden. Sondern frisch aufgebrüht.

# 16. März 2011 um 11:03 Uhr
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